Meine Seele anderswo

von Jose Manuel Mora // übersetzt von Franziska Muche

Ein südspanisches Dorf. Antonio, ein ‘älterer Mann’, und Manuela, eine ‘ältere Frau’ führen eine leidenschaftslose Ehe. Antonio hat ein Liebesverhältnis mit einem zwölfjährigen Mädchen, das ihn zurückliebt. Seine Frau weiß davon, sein Sohn (im Alter des Mädchens) ist heimlicher Beobachter und Zeuge der Begegnungen zwischen seinem Vater und dem Mädchen.
Zehn Jahre später. Die Frau ist an Krebs gestorben, der Mann hat alle Kontakte abgebrochen und sich auf ein abgelegenes Grundstück zurückgezogen. Der Sohn, nun ein junger Mann, hat das Mädchen geheiratet, und die beiden haben ein Kind, das wiederum Manuela heißt. Die Mitglieder der jungen Familie besuchen den Älteren Mann nacheinander auf seinem Grundstück…
Mi alma en otra parte ist ein knappes Stück, in dem Zeit, Raum, Figuren und Worte begrenzt sind. Es reduziert die Handlung auf ihre Essenz, lässt vieles Unausgesprochene zwischen den Zeilen und legt den Finger zielsicher in die Wunde. Bilder und Motive sind andalusisch und mögen teilweise an Lorca erinnern: ein altes Haus in einem Dorf im Süden Spaniens, die Bedeutung von Grund und Boden, ein Olivenhain, die Blicke der anderen, Ehre und Würde. Doch wenn Jose Manuel Moras Stück auch in der Realität eines andalusischen Dorfes lebt – die Thematik ist eine universelle. „Mit der Seele anderswo“ leben viele Menschen gerade unseres Kulturkreises, es ist eine Flucht in Bekanntes, Anerkanntes, das aber letzten Endes nicht der eigenen Sehnsucht entspricht und nur eine noch größere Einsamkeit zur Folge hat.

Pressestimmen:
“Ein hochpoetisches und dabei unerbittliches Stück (…) José Manuel Mora schickt seine Figuren, die störrisch und aufrecht die eigene Würde behaupten – jede von ihnen „mit der Seele anderswo“ –, auf eine einsame Reise (…). Er tut dies in äußerst liebevoll und genau komponierten Bildern. Es entsteht ein langer Atem in diesen kurzen Szenen. Ein langer Atem und ein großer archaischer Raum. Der lange Weg zum Sterben, gefüllt mit Sehnsucht, mit unerfüllter Liebe, mit schweigendem Verharren und mit Eigensinn.”
(Berliner Stückemarkt, Jury, Dea Loher, 2008)

“Sehr spannend und sehr ungewöhnlich für die heutige Zeit.”
(Deutschlandradio Kultur, 05.09.09)

Es lesen Alexander Schröder, Christiane Nothofer, Marlena Kressin, Petra Wolf und Stefan Kreißig.